Der Essayist Gerald Pirner lebt in Berlin und reflektiert in seinen Texten auf einzigartige, präzise und zugleich spielerische Art und Weise auf seinen ganz besonderen Zugang als Blinder zur Kunst. Ein Zugang, der sehenden Lesern unerwartete Qualitäten von Musikstücken, Ausstellungen, Skulpturen und Filmen eröffnet. Viele künstlerische Arbeiten erschließen sich neu, gewinnen hinzu oder nehmen gar Wendungen. Gerald Pirner hat in diesen Tagen den Essay Bilder vom Rand des Bildes über Shot In The Dark geschrieben. Hier ein Auszug:

„Blindheit ist kein Zu-Wenig an Bildern, Blindheit bedeutet ein Zu-Viel an Bildern, da kein vom Auge gesehenes Bild ein Bild anhielte, da kein vom Auge gesehenes Bild Bilder ausgrenzte, sie in Schranken wiese. Shot In The Dark zeigt in kleinen, biographischen Szenen seiner FotografInnen die Erschaffung von Kunst und ihren grausamen Ursprung auf, findet Bilder für das Abgeschnittensein der Wahrnehmung vom Bild und der Imagination als Heilung dieser schmerzhaften Wunde. Nicht nur die Neuerfindung des Lichtes wird von den drei FotografInnen thematisiert, es ist das Bild aus der Erblindung heraus, das hier für die Sehenden sichtbar wird, um ihr eignes Sehen darin zu spiegeln. Die Imagination, erfüllt vom Bild, vom gespürten Bild, drängt geradezu nach Darstellung, braucht die Darstellung um kommunizierbar zu werden, einen Austausch anzetteln zu können, um zu befruchten und befruchtet zu werden.“ Und er schließt den Text mit dem Satz „Frank Amann nimmt all diese Bilder filmisch wörtlich und erschafft so einen wunderbaren Film über das Licht.“

Eine ganze Reihe seiner Texte hat Gerald Pirner veröffentlicht auf seiner Website. Von Gerald Pirner ist zuletzt erschienen: Berührte Zeit, Tredition Verlag Hamburg, 2015. Der vollständige Text des Essays Bilder vom Rand des Bildes wird im Herbst veröffentlicht. Eine gekürzte Vorabversion ist auf Gerald Pirners Website zu lesen.

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